29.07.16 - Laufen, durchatmen und schießen
In schnellem Joggingtempo laufen Imke Seidel, Melanie Stötzer und Stefan Schalenberg in Sandkrug ihre Distanz ab. Der Einlauf ins Schützenhaus wirkt erschöpft, ist aber so gewollt, denn die Läufer müssen ihren Herzschlag und ihre Atmung runterregeln, sonst verfehlen sie gleich ihr Ziel.
Sommerbiathlon heißt die neueste Disziplin des Schützenvereins Sandkrug. „Wir kommen mit hohem Puls rein und müssen schnell runterkommen“, verrät Imke Seidel die Schwierigkeit der Sportart. „Oder man schießt mit hohem Puls“, erklärt Melanie Stötzer eine andere Taktik, mit der wertvolle Sekunden gespart werden können. „Das ist hohe Kunst. Wir trainieren Atmung, Konzentration, innere Ruhe und Muskelaufbau“, sagt Seidel. Sich und seinen Körper genau zu kennen sei beim Sommerbiathlon besonders wichtig.
Die richtige Atmung und Konzentration sind entscheidend. Die Abläufe werden jede Woche ausgiebig trainiert und verbessert. Stehend und liegend: Stefan Schalenberg, Melanie Stötzer und Imke Seidel (von links) schießen jeweils auf fünf Ziele. Je nach Disziplin bedeuten Fehler Strafzeiten oder Extrarunden.
Nach ein paar gegangenen Schritten nehmen die drei Schützen ihre Gewehre aus einer Halterung, bringen sie liegend oder stehend in Anschlag und entsichern sie. Dann müssen sie sich darauf konzentrieren, fünf Schwarze Punkte zu treffen, wobei die für die liegenden Schützen kleiner sind als für die stehenden.
Dieser Vorgang – aus dem Lauf ans Gewehr – wird immer wieder geübt. „Die Abläufe müssen gefestigt werden, die Sicherheit ist sehr wichtig“, sagt Sportleiter Nicky Stötzer. Wer sein Gewehr nicht sichert, es in die falsche Richtung dreht oder vorzeitig lädt oder nicht entlädt, wird bei einem Wettkampf disqualifiziert.
Imke Seidel liegt und hält das Luftgewehr mit ihrer Körperspannung gerade. Nach jedem Schuss verschwindet ein schwarzes Ziel hinter einer weißen Abdeckung. „Man muss ganz bei sich sein, im Turnier stehen noch zehn andere am Stand – man hört, ob sie Erfolg haben oder nicht. Man darf sich nicht aus der Ruhe bringen lassen“, weiß Imke Seidel.
„Der Sport ist abwechslungsreich und macht Spaß, da man auch laufen und sich bewegen muss und damit die Konzentration des Schießsports verbindet“, erklärt Nicky Stötzer. Das mache für die Sandkruger Schützen den Reiz am Sommerbiathlon aus. „Übungskünstlichkeit“ nennen sie ihre improvisierte Anlage – den Schießstand betreten die Schützen durch den Notausgang, um kurze und freie Bahn vom Lauf zum Gewehr zu haben.
Langfristig will der Verein einen eigenen Wettkampf auf die Beine stellen, braucht dazu aber einen Stand im Freien, den es bisher noch nicht gibt. „Vielleicht erst etwas Temporäres“, sagt der Sportleiter. Keine Investition von heute auf morgen sei auch die Gründung einer Jugendgruppe, da dafür eine besondere Lichtpunktanlage benötigt wird.
Auf Wettkämpfen hat die erst ein gutes Jahr alte Sommerbiathlon-Abteilung bereits einige Platzierungen erreicht (siehe Infobox). Dabei unterscheiden sich die Disziplinen in der Art der Zeitstrafen, der Laufdistanzen und der Geschwindigkeit. Im Target Sprint zählt etwa nur der, der zuerst ins Ziel kommt, in anderen Disziplinen müssen für nicht getroffene Scheiben Extrarunden gelaufen werden.
Große Erfolge wurden bei der Landesmeisterschaft in Adelheide 2015 gefeiert. Im „Sprint“ gab es Platz 1 in der Damenklasse 2 und die Plätze 3 und 8 in der Herrenklasse. Im Sprint und im Massenstart machten die Damen Platz 1 bei der Landesmeisterschaft.
Im Juni 2016 gab es in der Damenklasse 2 die Plätze 1, 2 und 3, in der Herrenklasse 2 Platz 3 in der Landesmeisterschaft. Landesmeister wurden die Sandkruger im Target Sprint. Damen 2, Plätze 1 und 2; Herren 2, Platz 3 und Mixed Staffel Platz 2.